IGK präsentiert duale Ausbildung vor 15 Nationen

Internationale Delegation informiert sich über Kunststoff-Ausbildung in Troisdorf

Auf Einladung des Auswärtigen Amtes und organisiert vom Bonner Goethe-Institut besuchte eine internationale Delegation aus 15 Staaten in einer einwöchigen Reise verschiedene Standorte in Deutschland, um sich über das Duale Ausbildungssystem hierzulande zu informieren. Eine Station war die „Interessengemeinschaft Kunststoff“ (IGK) in Troisdorf, die für ihre 44 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt rund 2.500 Mitarbeitern eine Verbundausbildung organisiert. Was früher große Unternehmen im eigenen Hause mit großem Personalaufwand realisierten, organisiert heute die IGK im Verbund für Ihre angeschlossenen Unternehmen: Ausbildung in Kunststoff- und kunststoffnahen Berufen. Viele Klein- und mittelständischen Unternehmen können sich heute angesichts der dünnen Personaldecke keine eigene Ausbildung mehr erlauben. Trotzdem brauchen diese Unternehmen qualifizierten Nachwuchs. „In den nächsten zwei bis drei Jahren werden bei unseren Mitgliedsunternehmen etwa 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Rente gehen. Für diese Gruppe muss laufend qualifizierter Nachwuchs geschaffen werden“, erklärte IGK- Geschäftsführer Heinz Palkoska den internationalen Besuchern. Eine wichtige Grundlage stellt die Duale Ausbildung in Deutschland dar – die Qualifizierung über theoretisches und praktisches Wissen in einem Lehrgang in Schule und Betrieb.

Um dem Fachkräftemangel konstruktiv zu begegnen und gerade die Defizite kleinerer Unternehmen aufzunehmen, führt die IGK für ihre Mitgliedsunternehmen eine Verbundausbildung durch, auch in Rotation bei mehreren Unternehmen. Hier erweitert sie das System der Dualen Ausbildung um eine weitere, dritte Komponente – die überbetriebliche Ausbildung. Schwerpunkte bilden die Berufe Verfahrensmechaniker Kunststofftechnik, Maschinen- und Anlagenführer, Werkzeugmechaniker, Zerspanungsmechaniker oder Produktdesigner und Industriemechaniker sowie Mechatroniker. Alle Azubis erhalten zusätzlich während der drei- bzw. dreieinhalbjährigen Ausbildung eine mindestens siebenmonatige „überbetriebliche Ausbildung“ in der IGK-Bildungs-Akademie, gefolgt von einem Praxisteil in mindestens drei unterschiedlichen IGK-Mitgliedsfirmen und einem theoretischen Teil im Berufskolleg Troisdorf Sieglar, zentral organisierten Lerngruppen, Förderunterricht und Werkunterricht. Sind Sprachmängel erkennbar, kommt ein fachspezifischer Deutschunterricht dazu. Bei erfolgreichem Abschluss erhalten alle Azubis ein Übernahmeangebot in ein festes, unbefristetes Arbeitsverhältnis bei einem der Mitgliedsunternehmen, im Fachkräftepool der IGK oder beim Kooperationspartner START-NRW. Die Qualifikation der Ausbilder schien auf besonderes Interesse zu stoßen. So wollten einige Teilnehmer besonders genau wissen, welche Qualifikation die Ausbilder hätten. Da es den Qualifizierungsgrad des „Meisters“ in vielen Ländern nicht gibt, mussten Heinz Palkoska und die Dolmetscherin hier etwas weiter ausholen, um das Berufsbild zu beschreiben. „Das ist ein weiterer Vorteil, den wir vielen Ländern voraus haben. Der Meister, der die technische und fachliche Voraussetzung für seinen Beruf hat, bringt auch gleich noch didaktische Grundlagen und Managementwissen mit, die sich in einer Ausbildungsfunktion glänzend bemerkbar machen“, betonte Palkoska.

Lebendiger wurde es nach dem Vortrag in der vor Ort untergebrachten Ausbildungswerkstatt. Allerdings mussten sich die Besucher etwas zurückhalten: Zur selben Zeit fanden gerade Prüfungen statt und so durften den angespannten und konzentrierten Auszubildenden nicht direkt Fragen gestellt werden.
Angeregt durch das Thema Kunststoff diskutierten Delegationsteilnehmer aber auch über das Thema Recycling oder Kompostierbarkeit. So klagten gerade die Besucher aus den Schwellenländern über mangelnde oder fehlende Rücknahmesysteme, die Probleme des Einkaufsbeutels aus Kunststoff oder Unkenntnis über funktionsfähige Recyclingprodukte. Hier stellte Palkoska ein Novum vor, dass den meisten Teilnehmern unbekannt war: eine Kaffeetasse aus recyceltem Kaffeesatz, Holz und Kunststoffbestandteilen. Zum Beweis der Widerstandsfähigkeit ließ er die Tasse fallen. Und siehe da: Sie blieb heil! Die Tassen wurden begeistert mitgenommen.
Angeregt diskutierend verließen die Besucher die IGK-Werkstätten in Richtung Flughafen. Nur die Teilnehmerin von den Seychellen beklagte eine Widrigkeit des Tages: Mit neun Grad sei es doch viel kühler und etwas unangenehmer, als auf den Inseln vor der ostafrikanischen Küste.
Die IGK wurde 2002 gegründet. Heute erwirtschaften deren 44 Mitgliedsunternehmen insgesamt mehr als 350 Millionen Euro Umsatz.
Nach dem Besuch in Troisdorf reiste die Delegation weiter nach Berlin. Stationen werden die Senatsverwaltung für Bildung. Jugend und Familie, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Zentralverband des Deutschen Handwerks, Hochschulen und ein Standort von Mercedes Benz sein.

IGK-Geschäftsführer Heinz Palkoska begrüßt die internationale Delegation

„Wir erweitern das System der Dualen Ausbildung um eine weitere, dritte Komponente – die überbetriebliche Ausbildung“, sagt Heinz Palkoska (rechts)

Gruppenbild zum Abschied

Erstaunt waren die Teilnehmer über die Kaffeetasse aus 30 Prozent Kaffeesatz, 30 Prozent Holzpartikel und Kunststoffbestandteilen; hier Mari Anne Alexis David aus Sri Lanka (links) und Jean-Sébastien Drapeau aus Kanada

Auch Dr. Eusebius Juma Mukhwana aus Kenia (links) und Pradheep Balkrishen aus Südafrika interessierten sich für die Recyclinglösung.