Kunststoffplatten und Käfergeruch

HANNOVER MESSE Forscher und Unternehmer aus dem Kreis können mit Spezialprodukten punkten

Rhein-Sieg-Kreis/Hannover. Alles, was Jörn Meier am Stand der Wissenschaftsregion Bonn auf der Hannover Messe vorweisen kann, sind vier Kunststoffplatten, jede kaum größer als ein DIN A4-Blatt.
Die Platten aus Polypropylen sind Teil der Bachelor-Abschlussarbeit, die der Student der Fahrzeugtechnik zurzeit mit Unterstützung des Troisdorfer Kunststoff-Herstellers Karodur erstellt.

Ziel ist es, Platten zu entwickeln, aus denen Pkw-Anhänger etwa für den Pferdetransport gebaut werden können, die im Vergleich zu dem üblicherweise verwendeten Material leichter und beständiger sind. Die Polypropylenplatten mit einer Wabenstruktur sind für den Studenten das Material der Wahl. Er hat ein Verfahren entwickelt, mit dem die Platten nur durch Hitzeeinwirkung so miteinander verbunden werden, dass sie auch größeren Belastungen standhalten.

Bei Firmen aus der ganzen Welt stößt das Projekt auf großes Interesse – und das, obwohl er seine Bachelorarbeit noch nicht abgeschlossen hat und seine Platten noch nicht abschließend getestet wurden. „Ich habe Anfragen von einem Unternehmen, das daraus Frachtcontainer für Flugzeuge machen will, auch Messebauer sind interessiert und ein Hersteller von Spezialkühlschränken“, berichtet der Student, der vom großen Interesse sichtlich beeindruckt ist.

Meiers Projekt ist eines von fünf, mit denen sich die Wissenschaftsregion Bonn – ein Zusammenschluss des Rhein-Sieg-Kreises mit der Stadt Bonn und dem Kreis Ahrweiler – noch bis zum heutigen Freitag auf der Hannover Messe vorstellt.

Auch die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg aus Sankt Augustin ist in Hannover vertreten. Ein Team des Instituts für Sicherheitsforschung arbeitet daran, Geruchsspuren des Asiatischen Laubholzbockkäfers mit Hilfe moderner Technik nachzuweisen. Das Insekt gilt als einer der gefährlichsten Laubbaum-Schädlinge. Es wurde unter anderem in Holzpaletten nach Europa eingeschleppt. Weil der Käfer hier keine natürlichen Feinde hat, kann er sich ungehindert ausbreiten.

Bäume, in er seine Eier legt, sterben ab. Befallene Bäume müssen sofort gefällt, vernichtet und die Umgebung jahrelang überwacht werden. Dem Schädling kommt man bislang nur mit speziell trainierten Suchhunden auf die Spur. Die Forscher aus der der Hochschule arbeiten nun daran, die Tiere mit Hilfe der Sensorik aufzuspüren.

Etwa ein halbes Dutzend chemische Substanzen, die die Larven des Käfers im Holz hinterlassen, konnten kürzlich identifiziert werden. Das Ziel der Forscher wäre, dass man einen Käferbefall künftig schon beim Containerumschlag in Häfen und Bahnhöfen feststellen kann.

Für den Rhein-Sieg-Kreis ist die Hannover Messe eine der prominentesten Möglichkeiten, sich als Studien- und Forschungsstandort zu präsentieren. „Wir sind mit unseren Hochschulen in Sankt Augustin, Bad Honnef, Alfter und Bonn inzwischen eine der Regionen mit dem größten Studienangebot“, sagt Hermann Tengler, der Wirtschaftsförderer des Kreises, der die Hannover Messe  zusammen seiner Bonner Kollegin Victoria Applebe und einer Delegation des Kreistages und des Bonner Stadtrates besuchte.

Doch nicht nur wissenschaftliche Institutionen präsentieren sich in Hannover. Auch mehrere Unternehmen sind mit eigenen oder auf Gemeinschaftsständen vertreten, darunter der Troisdorfer Armaturen-Hersteller Arnd, das ebenfalls aus Troisdorf stammende Familienunternehmen ZBV Automation der Mucher Maschinenbauer Plarad.

Das Mucher Unternehmen baut Geräte zum Anziehen und Lösen von Schrauben und profitiert unter anderem vom Boom der Windenergie. Die mehrere Tausend Euro teueren Akkuschrauber aus dem Bergischen werden benötigt, um etwa Windkraftanlagen standsicher zu verankern. Auch weil die Mucher mit dem „Windkraft Zulieferer Forum“ einen wichtigen Branchentreff ins Leben gerufen haben, wurde sie inzwischen zum offiziellen Partner der deutschen Messe in Hannover ernannt.

Von Peter Freitag

Freitag, 17. April 2015 Kölner Stadt-Anzeiger

Jörn Meier (links) präsentiert Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler die Kunststoffplatten, die er entwickelt hat.